Samstag, 29. Dezember 2012

Linsen-Sellerie-Salat mit Minze in neuem Licht


Kurzum sind die Feiertage vorbei, noch Silvester und dann haben wir es hinter uns. Bei mir gibt es heuer kein Weihnachtsmenü auf dem Blog. Denn ich habe keinen Finger in der Küche gerührt. Die Kids waren für einmal bei Oma/Opa in Deutschland am 24. Dezember und das Perlhühnchen und ich waren bei meinen Eltern eingeladen. Super Sache! Und auch die ganzen Tage nach Weihnachten nahmen wir es äusserst gemütlich, einmal kamen Freunde zum Essen, ansonsten sind wir mehrheitlich auf dem Sofa rumgegammelt und haben gelesen.
Denn vom Perlhühnchen habe ich zu Weihnachten unter anderem folgendes Buch geschenkt gekriegt: «Food-Fotografie - Essen perfekt in Szene setzen» von Nicole S. Young. Uwe von Highfoodality hatte mir ja bereits den Tipp mit den Styroporplatten gegeben, die Küchenschabe denjenigen mit der Tageslichtbirne. Nachdem ich heute nun endlich die Styroporplatten besorgt hatte, konnte ich im Keller nun mein Mini-Studio einrichten. Und von meinen Schwiegereltern hatte ich Geld gekriegt, davon habe ich mir unter anderem einen Handreflektor sowie ein Stativ geleistet. Tageslichtbirne, Handreflektor, Stativ und Styropor kosteten mich unter CHF 100.00.
Als Foto-Test-Objekte mussten heute herhalten ein Linsen-Sellerie-Salat mit Haselnuss und Minze, dazu die Birnen-Ziegenkäse-Crostini - beides aus dem Buch «Genussvoll vegetarisch» von Yotam Ottolenghi. Das Rezept im Buch für den Salat ist für 4 Personen angegeben. Ich habe die Menge halbiert, mit je drei Crostini hat das für zwei mittelalterliche Weiber grad für ein Abendessen gereicht. Aber falls ihr ausgehungerte Teenies mit am Tisch habt, würde ich pro Person sicher die Hälfte mehr rechnen.

Rezept für 2 Personen
30 g Haselnusskerne
100 g Beluga-Linsen
1 Lorbeerblatt
2 Zweige Thymian
ca. 300 g Knollensellerie
Salz
2 Esslöffel Olivenöl
1,5 Esslöffel Haselnussöl
1,5 Esslöffel Rotweinessig
Schwarzer Pfeffer
eine Handvoll gehackte Minze

Die Haselnüsse mit einem scharfen Messer einzeln in Scheiben schneiden und in einer Bratpfanne trocken anrösten. Pfefferminze hacken. Den Sellerie schälen und in Würfel von ca. 1 cm Kantenlänge schneiden. Die Selleriewürfel in Salzwasser blanchieren, abgiessen und abtropfen lassen. Die Linsen mit dem Lorbeer und dem Thymian in ca. 4 dl ungesalzenem Wasser gar kochen. Abgiessen und abtropfen lassen. In einer Schüssel Rotweinessig, Pfeffer, Salz, Oliven- und Haselnussöl miteinander verrühren. Die noch heissen Linsen und den Sellerie dazu geben, gut umrühren und kurz ziehen lassen. Kurz vor dem Servieren die Minze und die gerösteten Haselnüsse beigeben.

Mein «Studio» im Keller.

Freitag, 21. Dezember 2012

Wieder kalte Küche



Zahnschmerz
Das Zahnweh, subjektiv genommen,
ist ohne Zweifel unwillkommen;
doch hat's die gute Eigenschaft,
daß sich dabei die Lebenskraft,
die man nach außen oft verschwendet,
auf einen Punkt nach innen wendet
und hier energisch konzentriert.
Kaum wird der erste Stich verspürt,
kaum fühlt man das bekannte Bohren,
das Zucken, Rucken und Rumoren,
und aus ist's mit der Weltgeschichte,
vergessen sind die Kursberichte,
die Steuern und das Einmaleins,
kurz, jede Form gewohnten Seins,
die sonst real erscheint und wichtig,
wird plötzlich wesenlos und nichtig.
Ja, selbst die alte Liebe rostet,
man weiß nicht, was die Butter kostet,
denn einzig in der engen Höhle
des Backenzahnes weilt die Seele,
und unter Toben und Gesaus
reift der Entschluß: Er muß heraus!
Wilhelm Busch


Nein, er muss nicht raus, sondern wird immer noch wurzelbehandelt. Dank sei der modernen Zahnmedizin. Während dieser Post hier online geht, wird schon wieder in meiner Wurzel rumgestochert.
Vielleicht kann ich meinen Zahnarzt dazu bringen, diesmal nicht nur ein Foto zu machen, sondern gar einen Film zu drehen - so zum Abschluss der Behandlung. ;-)

Am Wochenende wird hier wieder gekocht.

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Gemüsetöpfchen mit Kichererbsen und Sumach


Der erste Schnee war heuer ja sehr früh, bereits Ende Oktober schneite es ziemlich heftig und die letzten Rosen, der Salat und die letzten Krautstiele verschwanden unter einer Schneedecke. Kaum war der Schnee wieder weg, habe ich die Krautstiele begutachtet. Och, die sahen doch noch ganz ordentlich aus. Mengenmässig war es nicht sehr viel, also musste ein Gericht her, bei denen die Krautstiele keinen Soloauftritt hatten. Diese Gemüsetöpfchen mit Kichererbsen von Ottolenghi aus dem Buch «Genussvoll vegetarisch» waren Teil eines kleinen Buffets mit verschiedenen vegetarischen Gerichten, das ich also bereits Anfangs November gekocht hatte. Das Rezept ist angegeben für vier Personen. Wir wissen ja mittlerweilen aus Erfahrung, dass dies als Hauptgericht nie und nimmer für vier Personen reicht. Als Hauptgang unbedingt die Mengen verdoppeln, im Rahmen verschiedener Vegi-Kleinigkeiten passt das Rezept aber so.

Für 4 Personen
300 g Krautstiele (Blätter und Stiele getrennt)
4 mittelgrosse Karotten
250 g frisch gekochte Kichererbsen
1 Teelöffel Kümmelsamen
1 Knoblauchzehe
1 Esslöffel gehackte Minze
1 Esslöffel gehacktes Koriandergrün
1 Esslöffel Zitronensaft
1 Espressolöffel Sumach
Salz, schwarzer Pfeffer
ein Spritzer Zitronensaft
griechischer Joghurt
Olivenöl

Kichererbsen über Nacht einweichen und ca. 2 Stunden in ungesalzenem Wasser kochen. Ich habe 500 g Kichererbsen (Trockengewicht) gekocht, von den gekochten habe ich 250 g gebraucht für dieses Gericht. Aus dem Rest Kichererbsen gab es dann wieder mal den marokkanischen Kichererbseneintopf.
Krautstiele 3 Minuten in Salzwasser blanchieren, dann die klein geschnittenen Blätter dazugeben und nochmals 2 Minuten garen. Abgiessen und mit kaltem Wasser abschrecken, dann gut abtropfen lassen.
Karotten schälen und in kleine Würfel schneiden. In einer flachen Pfanne die Karottenwürfel mit den Kümmelsamen (ich habe diese im Mörser leicht angestossen) in Olivenöl ca. 5 Minuten anbraten. Kichererbsen und ausgedrückte Krautstiele dazu geben und mitdünsten. Knoblauch dazu pressen, Kräuter, Sumach und Zitronensaft beifügen, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Pfanne vom Herd ziehen und das Gemüse durchziehen lassen. Lauwarm mit Joghurt servieren.

Achja, und für Magentratzerl und Co., also all diejenigen, die derzeit die Augen beim Optiker kontrollieren lassen, das Rezept ist auf Seite 211, das Foto dazu auf Seite 213. ;-)

Dienstag, 18. Dezember 2012

Zwiebel-Käse-Wähe


Alltagsküche heisst bei mir, kurz vor 12 Uhr den Kühlschrank aufreissen, Gemüseschublade durchwühlen, sicher mal einen Salat rausfischen, gucken was sonst noch da ist; aha, Käsereste, die endlich mal weg müssen, achja, ein paar Eier und ein bisschen Sahne hat es auch noch... yeah, und noch einen Blätterteig - das Mittagessen ist gerettet.

Rezept für eine rundes Blech mit 28 cm Durchmesser
ca. 250 g Blätterteig
3 Zwiebeln
wenig Bratbutter
ca. 200 g verschiedene Hartkäse (Greyerzer, Gstaader Alpkäse, Appenzeller, etc.)
2 Eier
2,5 dl Sahne
Muskat und Pfeffer
evtl. wenig Salz


Teig auswallen und ein rundes Blech damit auslegen. Zwiebeln schälen und fein hobeln oder in feine Ringe schneiden. In einer Bratpfanne in der zerlassenen Bratbutter glasig dünsten. Anschliessend kühl stellen.
Die verschiedenen Hartkäse auf einer Gemüsereibe reiben. In einer Schüssel Eier verquirlen, Sahne dazu giessen, Käse beifügen, mit Muskat und Pfeffer würzen. Die ausgekühlten Zwiebeln auf dem Blätterteig verteilen, die Käse-Mischung über die Zwiebeln giessen. Bei 230 Grad in der untern Ofenhälfte ca. 30 Minuten backen. Eine Schüssel Salat dazu und fertig ist das schnelle Mittagessen.

Meine Arbeitskollegin hat sich gewünscht, dass ich künftig bei den Rezepten angebe, ob es ein Gericht ist, das einfach und schnell zubereitet werden kann oder ob eine aufwändige Kocherei dahinter steckt. Manchmal ist z.B. die Zutatenliste total lang, aber die Kocherei geht ratzfatz. Da ich zur Gilde der Wirbelwinde in der Küche gehöre, kann ich meist keine Zeitangaben machen. Denn was bei mir 5 Minuten dauert, dafür brauchen manche doppelt oder dreimal so lange. Ich eröffne somit einfach ein Label «Turbo». Darunter fallen künftig die Rezepte, die einfach zu kochen sind und keine aufwändige Mise en place voraussetzen. Das heutige Rezept gehört dann also in die Kategorie «Turbo».

Montag, 17. Dezember 2012

Zweierlei Kougelhupf



Blog-Event LXXXIII - Das Elsass (Einsendeschluss 15. Januar 2013)Backen wollte ich am Sonntag. Für das Elsässerli. Extra nur für sie. Für den Blogevent «Das Elsass», den sie bei Zorra ausrichtet. Kurz nach dem Frühstück habe ich das Küken in die Küche gescheucht zwecks Mithilfe. Denn backen wollte ich Kougelhopf sucré und Kougelhopf salé aux lardons. Das Küken plant dereinst mal Confiseur zu werden, und meine Backkünste... ihr wisst ja... deshalb dachte ich, kann ich da gut ein bisschen Hilfe gebrauchen. Von meinem Vater - ehemals Confiseur - habe ich am Samstag extra die Rezepte für Kougelhopf besorgt. Ich diktierte dem Küken also die Mise en place und die Rezepte, sie mass ab, fügte zusammen, knetete, was das Zeugs hielt, der Teig klebte wie sonstwas, jesäss, stimmt das Rezept überhaupt? Soviel Butter, kann das sein? Die Elässer müssen ja fett sein, wenn die jede Woche so einen Kougelhopf futtern, knet mal ein bisschen besser, Küken. Nein, nicht mehr Mehl, kneten sollst Du... Siehste, geht doch, und jetzt einen Strang drehen, in die ausgebutterte Form legen, zudecken und gehen lassen. Nein, noch nicht backen, lass ihm Zeit, um aufzugehen...

Alles ganz easy also - genau bis zu dem Moment, als ich den heutigen Post vorbereiten, bzw. bei Zorra das Banner holen wollte. Da guck ich auf das Einsendedatum: 15.12.2012! Sch... und ich dachte, der Einsendeschluss sei am 16.12.2012. Vor lauter Achherrjee habe ich grad eine Wechseljahrswallung gekriegt, das Adrenalin schoss einmal vom Hirn in den Magen und wieder in die Höh. Ich sackte vor dem PC zusammen, derweil das Küken in der Küche den zweite Teig in Arbeit hatte. Das Perlhühnchen, das grad vorbeimarschierte, fragte ganz entsetzt: «Was hast Du denn? Weinst du?» Nein, natürlich nicht - schnief! Ich habe bloss das Einsendedatum versemmelt. Ich bin zu spät dran. «Schick doch der lieben Sabine eine Mail, vielleicht nimmt sie Dich trotzdem noch rein!», riet das Perlhühnchen. Also, dem Elsässerli eine Mail geschickt und auf Antwort gewartet. Die kam auch ziemlich zackig: «ENTWARNUNG! NEEEEEIN!!!! Einsendeschluss ist doch 15. Januar, Du Süße!!!»
Wer lesen kann ist also klar im Vorteil! Und drum hier ganz entspannt und gemütlich die beiden Rezepte. 

Kougelhopf salé aux lardons
500 g Mehl
21 g Hefe (das ist genau die Hälfte eines Hefewürfels)
50 g Buter
1 Espressolöffel Zucker
2 dl Milch
1 Teelöffel Salz
1 Ei
100 g Speckwürfel
1 Handvoll Walnusshälften

Hefe mit dem Zucker in eine kleine Tasse geben und knapp mit warmem Wasser bedecken. Wenn die Hefe aufgelöst ist, zwei Esslöffel Mehl dazu geben, gut verrühren und ca. 10 Minuten gehen lassen.
Walnüsse grob hacken und in einer Bratpfanne fettfrei kurz rösten. Speckwürfel dazugeben und anziehen. Nuss-Speckmischung beiseite stellen.
Das restliche Mehl in eine Schüssel geben, die Prise Salz, das Ei und die lauwarme Milch beifügen und alles gut von Hand vermischen. Das Ei beifügen und verkneten, dann den Hefevorteig dazu kippen und verkneten. Erst jetzt die zimmerwarme Butter beifügen. Alles auf den Tisch kippen und von Hand mindesten 10 bis 15 Minuten kneten. Und ich sag euch, das ist eine Schweinerei sondergleichen. Das klebt und pappt und schmiert... aber nicht aufgeben. Kneten, kneten, kneten... Gut, wenn ihr jetzt einen netten Menschen an eurer Seite habt, der euch hilft. Der Mensch soll nämlich die Gugelhopfform mit Butter gut ausfetten. Auch ein Geschmiere - aber kein Vergleich zum Teig ;-)
Letztlich noch die Nuss-Speckmischung in den Teig kneten und den Teig versuchen in eine längliche Form, sprich einen Strang zu bringen. Dann mit beherztem Schwung in die Gugelhopfform schmeissen, ein bisschen zurecht rücken, mit Klarsichtfolie bedecken und an einen warmen Ort stellen. Ich habe die wärmeste Stelle der Bodenheizung in meinem Wohnzimmer gesucht. Quasi direkt unter dem Adventskranz, und die Form dort auf den Fussboden platziert. Ca. 1 Stunde - dann hatte der Teig die Form gefüllt und durfte in den Ofen. Zuerst bei 220 Grad ca. 7 Minuten, dann Hitze reduzieren auf 180 Grad noch weitere 25 Minuten backen. Rausnehmen und auf ein Kuchengitter stürzen. Die Oberfläche habe ich nun mit einem Eigelb, das ich mit einem Spritzer Sahne verrührt hatte, bestrichen, ein paar Walnusskerne drauf gesetzt und nochmals für 7 Minuten in den Ofen geschoben.

Kougelhopf sucré (Elsässischer Kougelhopf)
500 g Mehl
75 g Zucker
eine Prise Salz
180 g zimmerwarme Butter
2 Eier
ca. 1/4 l Milch
21 g Hefe (entspricht genau einem halben Hefewürfel)
75 g Rosinen
Kirsch
Puderzucker

Die Rosinen mit einem Schluck Kirschwasser einweichen. Hefe mit eine Kaffeelöffel Zucker und wenig warmer Milch auflösen, zwei Esslöffel Mehl dazu geben und gut verrühren. Das restliche Mehl in eine Schüssel geben, die Prise Salz,  den restlichen Zucker, die Eier und die lauwarme Milch beifügen und alles gut von Hand vermischen. Dann den Hefevorteig dazu kippen und verkneten. Dann die zimmerwarme Butter in vier Portionen aufgeteilt dazu geben und verkneten. Also das ist ja vielleicht ein Geschmiere. Freut euch beim Kneten. Ich weiss ja nicht, wie die gewöhnliche Elsässerin das macht, aber meine Küche sah vielleicht aus... Ganz zum Schluss die eingeweichten Rosinen auch noch in den Teig wirken. Das Kirschwasser würde ich nicht dazu kippen, sonst pappt der Teig noch mehr. Kann man trinken wegkippen ;-)
Aus dem Teig versuchen, einen Strang zu formen. Diesen in eine ausgebutterte Gugelhopfform legen und zugedeckt ca. 1 bis 1,5 Stunden gehen lassen (ums Doppelte aufgehen lassen). Achja, in die Form könnte man unten noch in jede Rille eine ganze Mandel legen. Hab ich nicht gemacht. Backen bei 200 Grad ca. 45 bis 50 Minuten. Aus der Form auf ein Kuchengitter stürzen und auskühlen lassen. Dann mit Puderzucker bestäuben.

Voilà Elsässerli, mit ganz viel Liebe gebacken - extra für Dich!

Blog-Event LXXXIII - Das Elsass (Einsendeschluss 15. Januar 2013)

Samstag, 15. Dezember 2012

Egli im Bierteig - ohne Küchenbrand


Am Donnerstag habe ich auf unserem Markt bei meinem Fischhändler frische Eglifilets gekauft. Erst wollte ich die ja ganz normal in der Pfanne braten, da fiel mir plötzlich eine «Geschichte von früher» ein und ich habe subito das Menü geändert.
Mit der Bitte nach «Geschichten von früher» hatten wir - meine Schwester und ich - meinen Vater jeweils dazu gebracht, in seinen Erinnerungen zu kramen, lange, spannende, wahnsinnige, verrückte, lustige Geschichten aus seiner Kindheit undd Jugend zu erzählen. Herrjee, was die damals alles erlebt hatten. Und wir hatten dann Fragen gestellt, wollten alles bis ins Detail wissen, obwohl wir die Geschichten schon hunderte Male gehört hatten. Und mein Vater hatte gerne erzählt. Immer wieder die selben Geschichten, immer mit einem verschmitztem Lächeln, wohlwissend, dass wir mit der Bitte nach Geschichten die Schlafengehenszeit rauszögerten.
Und noch heute freue ich mich immer sehr, wenn er diese Geschichten rauskramt und jetzt dem Küken und dem Junghahn erzählt. Und die freuen sich ebenso über diese «Geschichten von früher». Beide sind mittlerweilen aus dem Alter raus, in dem man ihnen sagen muss, wann sie zu Bett sollen. Zeit rauszögern ist zwar nicht mehr, aber auch von mir wollen sie «Geschichten von früher», das heisst, Geschichten aus meiner Jugend - immer noch.
Nun denn... damit wieder zurück zum Fisch. Einmal, ich war etwa 8 oder 9 Jahre alt, hatte mein Vater von irgendwem einen Hecht gekriegt. Also einen lebendigen. Ein Riesenvieh. In meiner Erinnerung war der Hecht etwa 1,5 Meter lang - mindestens... ;-) Jedenfalls kam mein Vater mit dem Hecht nach Hause und versenkte den Fisch im Brunnen hinter unserem Haus. Auf den Brunnen legte er ein Gitter, damit der Hecht nicht abhaute. Der Hecht sollte da noch ein paar Tage in frischem Wasser rumschwimmen, bevor er durch den Bierteig gezogen in der Friteuse landete.
Am Tag nach der Einwasserung in den Brunnen lagen Gitter und Hecht neben dem Brunnen. Ich weiss nicht mehr, wer den Hecht neben dem Brunnen gefunden hatte (wahrscheinlich mein Vater), jedenfalls zappelte er noch und wurde wieder in den Brunnen zurück verfrachtet. Gitter oben drauf und schwerer Stein aufs Gitter.
Am Samstag dann wurde der Hecht geschlachtet. Wir Kinder durften nicht zuschauen - blöd! Beim Nachbarn haben wir schliesslich auch immer geguckt, wenn der Kaninchen geschlachtet hatte. Der Nachbar war da nicht so zimperlich. Nun denn, der Hecht war dann tot, ausgenommen und zerlegt. So in handliche Stücke. Mein Vater rührte einen Bierteig zusammen und stellte den Topf mit dem Frittieröl auf den Herd. Meine Schwester sass quer auf der Fensterbank im offenen Fenster. Ich wollte mir gar nichts von der spannenden Kocherei entgehen lassen und stand natürlich neben dem Herd. Mein Vater wollte grad mit der Frittiererei beginnen, als er bemerkte, dass im Topf ein bisschen wenig Öl drin war. Rechts vom Herd war ein kleiner, schmaler Schrank, da waren Essig- und Ölflaschen verstaut. Mein Vater griff hinein, Flasche auf, kippt vermeintlich Öl (war aber Essig) ins schon heisse Frittieröl... und dann ein Knall, eine Stichflamme, Schreie (meine Schwester und ich), ein Sprung (meine Schwester aus dem Fenster) - ich wollte zur Küchentür raus, mein Vater hielt mich fest und die Küchentür zu - Befehlston: «Du bleibst hier!!!», Deckel und grossen Bodenwischlappen über den Frittiertopf... fertig Flamme. Ich weiss nicht mehr, wie er mit nur zwei Händen das Feuer gelöscht, mich fest- und die Küchentür zugehalten hat. Aber irgendwie hatte es funktioniert und er war in meinen Augen ein Held!
Dann ging die Kocherei wie ursprünglich geplant weiter. Worte wurden über die Stichflamme keine verloren. Meine Schwester durfte nicht zurück in die Küche, weil abgehauen, als es brenzlig wurde. Hecht durch den Bierteig ziehen, vorsichtig ins Öl gleiten lassen, vorfrittieren, auf Papier abtropfen lassen, ein zweites Mal ins heisse Öl, fertig frittieren. Und dann essen mit viel Tartarsauce und sonst nix. Naja, vielleicht gab es noch Kartoffeln, aber an die erinnere ich mich nicht.
Heute also Egli im Bierteig - Hecht hatte ich keinen. Fritteusenbrand auch nicht. Aber Tartarsauce mit Holunderkapern (nach Sybilles Rezept) zum Fisch.

Rezept für 4 Personen
Egli im Bierteig
600 g Eglifilets (400 hätten gereicht, den Rest habe ich eingefroren)
wenig Mehl zum Bestäuben
2 Eigelb
2 dl Bier
100 g Mehl
3 Eiweiss
Salz

Mehl in eine Schüssel. Eigelb und Bier miteinander verrühren, wenig Salz dazu, Flüssigkeit zum Mehl geben und verrühren. Teig eine halbe Stunde ruhen lassen. Kurz vor dem Frittieren die Eiweiss sehr steif schlagen und unter den Teig ziehen.
Die Eglifilets halbieren, durch den Bierteig ziehen und in heissem Öl vorfrittieren. Auf Küchenpapier abtropfen lassen. So vorbereitet kann man sie auf ein mit Backfolie ausgelegtes Blech legen und einfrieren. Gefroren dann in eine Tüte packen, dann kann man jeweils soviel rausnehmen, wie man gerade braucht.
Ich habe die Fischstücke - nachdem ich alle vorfrittiert hatte - ein zweites Mal goldbraun frittiert.

Tartarsauce mit Holunderkapern
ca. 6 Esslöffel Mayonnaise selbstgemacht (mit oder ohne Ei, je nach Belieben)
1 Schalotte, ganzganz fein gehackt
1 hartgekochtes Ei, kleinst gewürfelt (manche lassen das weg)
2 Essiggurken, ebenfalls kleinst gewürfelt
1 gehäufter Esslöffel Holunderkapern

Alle Saucenzutaten miteinander verrühren und zum Fisch servieren.

Freitag, 14. Dezember 2012

Krautstielküchlein mit Gersten-Sellerie-Granatapfel-Salat


Und schon wieder Ottolenghi - Freunde, da müsst dürft ihr jetzt einfach durch. ;-) Die Krautstielküchlein mit Gersten-Sellerie-Granatapfelsalat gab es für unsere Freunde letzten Samstag Abend bereits. Das Foto wurde - ihr ahnt es - übelst. Also musste das Gericht an einem Mittag nochmals auf den Tisch. Gestern war gleich die Gelegenheit dazu, denn ich hatte Besuch einer lieben Leserin meines Blogs, die aber selber keinen Blog führt. Nachdem ich sie vormittags mit auf den Gemüsemarkt geschleppt hatte, durfte sie dann zuhause in der Küche gleich Gemüse schnippeln, dazu kann man wunderbar ratschen. Und zum Schluss erlebte sie hautnah den Akt des Fotografierens. Das kalte Essen habe ich dann gegessen - sie und der Hühnerhof erhielten eine warme Mahlzeit. ;-)

Rezept für 5 Personen
Krautstielküchlein
1,2 kg Krautstiele
80 g Pinienkerne
200 g Kaschkawal (gibts hier nicht, deshalb bei mir Pecorino Canestrato)
2 Eier
80 g Paniermehl selbstgemacht
Salz, schwarzer Pfeffer

Die Krautstiele teilen in Blätter und Stiele. Stiele in kleine Stückchen schneiden, Blätter kleinschneiden. Stiele in Salzwasser ca. 4 Minuten kochen, dann die kleingeschnittenen Blätter zugeben und weitere 2 bis 3 Minuten kochen. Abgiessen und eiskalt abschrecken. Gut abtropfen lassen. Dann die Krautstiele von Hand gut auspressen. Das Gemüse sollte so trocken wie möglich sein. Gemüse in eine Schüssel füllen.
In einer Bratpfanne die Pinienkerne trocken leicht anrösten. Pinienkerne, Eier, grob geriebenem Pecorino, Paniermehl, Salz und Pfeffer mit dem Gemüse vermischen. Mit einem Glaceportionierer Kugeln aus der Gemüsemasse portionieren, diese in eine beschichtete Bratpfanne mit Olivenöl geben, flach drücken (ca. 1,5 bis 2 cm) und beidseitig braten.

Rezept für 5 Personen
Rollgerste-Granatapfelsalat mit Stangensellerie
250 g Rollgerste (Graupen)
8 Stangen Sellerie (Blätter abgezupft)
Sherry-Essig (ich: Emmentaler Himbeeressig)
Olivenöl
2 Knoblauchzehen
Piment d'Espelette
Salz, schwarer Pfeffer
frischer, gehackter Dill
frische, gehackte Petersilie
Granatapfelkerne von 1 grossen oder 2 kleinen Granatäpfeln

Gerste in einem grossen Topf auf kleinem Feuer ca. 20 Minuten in Salzwasser köcheln lasseen. Stangensellerie klein schneiden. Gerste abgiessen und noch heiss mit dem Stangensellerie, mit Essig, Öl, gepresstem Knoblauch, Piment, Salz und Pfeffer vermischen und auskühlen lassen. Zum Schluss gehackten Dill und Petersilie sowie die Granatapfelkerne untermischen.


Zu den Küchlein gab es eine Joghurt-Sauce. Dafür habe ich einen Becher griechischen Natur-Joghurt mit 1 Esslöffel Dijon-Senf, Salz, schwarzem Pfeffer und einer Handvoll gehackter Petersilie vermischt.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Birnen-Ziegenkäse-Crostini


Im Kochbuch «Genussvoll vegetarisch» von Yotam Ottolenghi fand ich diese Birnen-Ziegenfrischkäse-Crostini. Flugs mussten die nachgebaut werden. Ich weiss ja nicht - also entweder sind mein Hühnerstall und meine Freunde so richtig verfressen oder Ottolenghi hat sich bei dem Rezept total vertan. Gemäss Rezeptangaben soll die Menge für 4 hungrige Mäuler reichen. Sorry, mein Lieber - aber mein hungriger Hühnerstall würde bei der Menge glatt verhungern. Ich gebe das Rezept 1:1 wieder, bei uns war das eine Vorspeise für 5 Personen.

Vorspeise für 5 Personen
30 g Pinienkerne
5 Esslöffel Olivenöl
1 Knoblauchzehe, geschält
Salz, schwarzer Pfeffer
4 grosse Scheiben Sauerteigbrot (ich 10 Baguettescheiben)
3 halbreife Birnen
2 Teelöffel Zucker (ich 2 Teelöffel Honig)
2 Teelöffel Zitronensaft
120 g Ziegenfrischkäse
Kerbelblätter zum Garnieren (hatte ich nicht)

Backofen auf 220 Grad vorheizen. Pinienkerne mit dem Olivenöl, der Knoblauchzehe sowie Salz und Pfeffer mit dem Stabmixer pürieren. Die Brotscheiben mit der Pinienkernpaste bestreichen für ca. 10 Minuten in den Ofen schieben.
Die Birnen schälen (macht Ottolenghi nicht), in Schnitze schneiden und in eine Schüssel geben. Mit Honig, und Zitronensaft marinieren. Anschliessend in einer Grillpfanne kurz beidseitig anbraten. Die Brotscheiben mit den gebratenen Birnenschnitzen belegen, ein paar Kleckser Ziegenfrischkäse dazwischen verteilen. Die Crostini nochmals für ca. 4 Minuten in den Ofen schieben, bis der Käse leicht schmilzt. Mit Kerbelblätter - so man denn hat - garnieren und servieren.

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Typisch Schweiz in der Beiz - das Boccalino


Vor fast einem Jahr habe ich die Rubrik «Typisch Schweiz in der Beiz» ins Leben gerufen. Damals habe ich euch die Nussgipfelbox von Ovo vorgestellt. Seither ist in dieser Rubrik nichts mehr gegangen, obwohl ich eigentlich genug Stoff hätte. Und um mit dieser Serie, die noch gar keine ist, endlich vorwärts zu machen, wird heute nicht gekocht sondern getrunken. Und zwar Wein. Rotwein. Mit Vorteil Nostrano oder Tessiner Merlot aus einem Boccalino. Dieses Krüglein aus glasiertem Ton in seiner typischen Form mit Henkel und Schnabel ersetzt das Weinglas. Also man trinkt direkt aus dem Krüglein. So ein Boccalino fasst zwei Deziliter Wein.
Ab den 50er Jahren wurde das Boccalino begehrtes Tessiner Souvenir. Spätestens in den 70er Jahren, als in der Deutschschweiz eine Pizzeria nach der andern eröffnet wurde, hielt das Boccalino auch nördlich der Alpen Einzug. Keine Pizzeria, kein italienisches Lokal, das den Wein nicht im Boccalino ausschenkte. Noch bis Ende der 80er Jahre trank man vielerorts Tessiner Weine aus dem Boccalino.
Dann kamen die 90er Jahre und das Boccalino verschwand. Heute fristen Boccalini ein ödes Dasein in den Brockenstuben. Keiner will sie. Aber in meiner Kleinstadt gibt es eine Pizzeria. Kein Nobelitaliener, sondern eine währschafte Beiz mit guten Pizze und grossen Portionen Spaghetti. Und da sind die Boccalini noch in Gebrauch. Manchmal bestell ich mir da einen Tessiner Merlot im Boccalino. 

Dienstag, 11. Dezember 2012

Pastinaken-Topinambur-Suppe mit Röstzwiebeln und Croûtons


Neues aus dem Suppentopf gab es letzten Freitag in der Hühnerküche: Pastinaken-Topinambur-Suppe mit Röstzwiebeln und Croûtons. Der Junghahn war mit der Schule in Basel - Kulturausflug. Und da er nicht so begeistert ist, wenn es nur Suppe zum Mittagessen gibt - der Ärmste hat immer Angst, dass er von Suppe nicht satt wird - habe ich seine Abwesenheit natürlich genutzt, um Suppe zu servieren. Die Grundidee für die Suppe lieferte mir Micha mit Ihrer Pastinakensuppe. Und weil im Kühlschrank auch noch ein paar Topinambur rumlagen, die weg mussten, wanderten diese kurzerhand auch in die Suppe. Und dann flugs noch ein paar Zwiebelringe und Brotwürfelchen geröstet - fertig war die Suppenmahlzeit.

Rezept für 3 Personen
2 grosse Pastinaken
4 mittelgrosse Topinambur
1 mittelgrosse Zwiebel
1,2 l Gemüsebrühe
Salz, Pfeffer
1 Lorbeerblatt
2 dl Rahm
gehackte Petersilie
Bratbutter

2 mittelgrosse Zwiebeln
1/2 Esslöffel Mehl
Salz, Pfeffer
3 Scheiben Weissbrot
Bratbutter

Pastinaken und Topinambur schälen und in Würfel schneiden. Zwiebel fein hacken, in Bratbutter glasig dünsten, Pastinaken- und Topinamburwürfel dazugeben, mitdünsten. Mit der Brühe aufgiessen, Lorbeerblatt dazu, salzen und pfeffern und zugedeckt ca. 20 Minuten leicht köcheln lassen. Die Suppe pürieren. Dann die Sahne dazu giessen und nochmals erhitzen.
Zwiebel schälen, in Ringe hobeln oder schneiden, mit dem Mehl bestäuben und gut vermischen. In einer Bratpfanne reichlich Bratbutter zerlassen und die Zwiebelringe darin fast schwimmend ausbacken. Zwischendurch mit einer Spaghettizange wenden. Auf Küchenpapier abtropfen lassen.
Das Brot in kleine Würfel schneiden, diese in einer zweiten Bratpfanne in Bratbutter rundum goldgelb rösten. Zwiebeln und Brotwürfel salzen und pfeffern.
Suppe anrichten und in jede Suppenschale ein paar Brotwürfel und von den gerösteten Zwiebelringen geben. Mit gehackter Petersilie bestreuen.

Montag, 10. Dezember 2012

Lauchtätschli nach Ottolenghi mit Feta-Joghurt


Nach Kochbuch kochen ist ja eher so ein bisschen eine schwierige Sache bei mir. Ich halte mich nicht gerne an Rezepte und finde es eher mühselig, während des Kochens ständig ins Kochbuch zu linsen. Diese Abneigung hat neuerdings vor allem auch damit zu tun, dass ich nun in einem Alter bin, in dem sich zu meiner Kurzsichtigkeit auch noch eine Altersweitsichtigkeit dazu gesellt. Und da der Unterschied zwischen Kurz- und Weitsichtigkeit recht gross ist (6 Dioptrien), hat sich das mit der Gleitsichtbrille bei mir auch erledigt. Ich bin damit überhaupt nicht klar gekommen. Also habe ich nun eine Brille für die Ferne, eine zweite für die Nähe, das heisst, wenn ich etwas lesen will, muss ich immer Brille wechseln. In der Küche grad gar nicht gäbig.
Nichts destotrotz habe ich in der letzten Zeit angefangen, vermehrt nach Kochbuch zu kochen, vor allem nach Vegi-Kochbüchern. Eins davon ist «Genussvoll vegetarisch» von Yotam Ottolenghi - auf den bin ich durch Heike gekommen, die sich sein neustes Werk «Jerusalem» angeschafft hatte. Und da in unserem Freundeskreis einige Leute fleischlos glücklich sind, ist es auch ganz nett, sich mal ein bisschen neue Vegi-Rezepte anzueignen.
Letztens gab es Lauchtätschli, bei Ottolenghi Lauchpuffer genannt, nach dem Rezept von Ottolenghis Tante Yona Ashkenazi. Bei Ottolenghi gibt es dazu ein Kräuterdip, bei mir Feta-Joghurt, Blattspinat und Belugalinsen.

Für 4 Personen
3 Stangen Lauch (geputzt ca. 500 g)
5 Schalotten, fein gehackt
150 g Olivenöl (da habe ich deutlich weniger genommen)
1 rote Chilischote (ich 1 Peperoncino), ohne Kerne, in Streifen geschnitten
25 g Petersilie, fein gehackt (ich eine gute Handvoll - sowas wäge ich einfach nicht ab)
3/4 Teelöffel gemahlener Koriander
1 Teelöffel Kreuzkümmel
2 Prisen Kurkuma
2 Prisen gemahlener Zimt
1 Teelöffel Zucker (ich 1/2 Teelöffel  und das nächste Mal lass ich ihn gleich ganz weg)
Salz
1 Eiweiss
120 g Weizenmehl (ich Dinkel)
1 leicht gehäufter Esslöffel Backpulver (ich 1 gehäufter Teelöffel)
1 Ei
150 ml Milch
50 g Butter, geschmolzen

1 Becher griechischer Naturjoghurt (180 g)
200 g Feta
Schwarzer Pfeffer
wenig Olivenöl

Für den Feta-Joghurt den Feta mit dem Joghurt pürieren, mit viel schwarzem, grob gemahlenem Pfeffer und einem guten Olivenöl abschmecken.
Lauch putzen, in Ringe schneiden. Lauch und Schalotten in Olivenöl dünsten, bis das Gemüse weich ist, Chili, Petersilie und die Gewürze sowie Salz zugeben, alles vermischen und etwas auskühlen lassen. Das Eiweiss zu Schnee schlagen und im Buch steht, dieses unter die ausgekühlte Gemüsemischung ziehen. Störrisch, wie ich bin, habe ich das nicht so gemacht. Sondern so: In einer Schüssel die Milch, die flüssige Butter und das ganze Ei zusammen verrühren. Backpulver mit dem Mehl vermischen und zur Flüssigkeit geben. Jetzt das geschlagene Eiweiss unter den Teig heben und zum Schluss das ausgekühlte Gemüse beifügen.
In einer Bratpfanne etwas Olivenöl erhitzen, kleine Gemüse-Teig-Häufchen in die Pfanne geben und beidseitig goldbraun backen. Ich nehm dazu immer einen Glaceportionierer, das ergibt grad die richtige Menge für einen Puffer/ein Tätschli. Bei mir hat die Teigmenge 16 Tätschli ergeben - mit den Beilagen wie Spinat und Linsen mengenmässig grad an der oberen Grenze.

«Genussvoll vegetarisch» Yotam Ottolenghi, Dorling Kindersley Verlag, ISBN: 978-3-8310-1843-7

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Säg Samichlous, chasch du o flüge?


Säg Samichlous, chasch du o flüge
Wyt furt ufene grosse Stärn?
U d Lüt - we's het - ga überzüge,
Wi schön mer's hei hie z'Bärn!

Sag, Nikolaus, kannst Du auch fliegen
Weit weg auf einen grossen Stern?
Und die Leute - wenn es dort hat - überzeugen
Wie schön wir es haben, hier in Bern!


Ich wünsche allen einen schönen Nikolaustag!

Nachtrag:
Und genau in dem Moment, als ich diesen Beitrag hochgeladen habe, klopfte es an unsere Terrassentür. Draussen stand der Nikolaus! Und ich hab keine Ahnung, wer das war oder wer mir den geschickt hat. Die Überraschung ist jedenfalls gelungen :-)


Gut, dass ich vorhin gerade noch das Samichlaus-Verslein hier reingeschrieben hatte. So konnte ich wenigstens eins aufsagen. Der Dank war eine Schüssel Nüsse und Mandarinen und Schöggeli. :-)

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Roter Grünkohl mit caramelisierten Kartoffeln


Mein Biobauer bot letzte Woche Grünkohl an. Der war aber nicht grün sondern rot. Und bei uns in der Schweiz heisst dieser Kohl auch nicht Grün- sondern Federkohl. Jedenfalls habe ich eine grosse Tüte rote Federn erstanden. Damit wollte ich meinem Perlhühnchen eine Freude machen. Denn als Hamburgerin steht sie auf Grünkohl mit Pinkel und glasierten Kümmelkartoffeln. Statt Pinkel (gibt es ja in der Schweiz nicht) wich ich auf Saucisson du Vully aus. Nun rief ich meine Schwiegermutter in Hamburg an und liess mir am Telefon genau erklären, wie das mit dem Kohl und den Kartoffeln geht. Und dann ab in die Küche und losgelegt.


Für 4 Personen
Federkohl (Grünkohl)
1,2 kg Federkohl
1 Zwiebel
Bratbutter oder Öl
Salz, Pfeffer

Den Federkohl gründlich waschen, die Blätter von den dicken Blattrispen streifen und in ca. 2 cm breite Streifen schneiden. Zwiebel fein hacken und in einem sehr grossen Topf in Bratbutter oder Öl glasig dünsten. Den nassen Kohl dazu geben und mitdünsten. Salzen und Pfeffern und bei halb geschlossenem Deckel ca. eine gute halbe Stunde dünsten. Ich musste keine Flüssigkeit mehr zu geben. Evtl. braucht es aber ein Schlückchen Wasser oder Brühe.

Glasierte Kartoffeln
1 kg kleinste Kartoffeln
1 Teelöffel Kümmel
4 Teelöffel Zucker
Salz, Pfefffer
Bratbutter

Kartoffeln in der Schale kochen, abpellen und in Bratbutter goldbraun braten. Ich hatte meine Kartoffeln vorgängig geschält, Salzkartoffeln gekocht und diese dann gebraten. Kartoffeln salzen und pfeffern. Wenn die Kartoffeln rundum schön gebraten sind, den Kümmel dazu geben und den Zucker darüber streuen. Den Zucker caramelisieren lassen, dabei die Bratpfanne immer ein bisschen schütteln, damit die Kartoffeln rundum caramelisiert werden.

2 Saucisson du Vully

Saucisson du Vully in heissem Wasser ca. 40 Minuten ziehen lassen. Dann den Saucisson in den Topf auf den Grünkohl legen, mit einer Fonduegabel die Wurst einstechen. Vorsicht - mit der andern Hand unbedingt einen Deckel als Schutzschild benutzen. Denn der Wurstsaft spritzt sonst in der ganzen Küche rum. Den Saft in den Grünkohl fliessen lassen. Wurst rausnehmen, abschälen und zum Kohl servieren.
Das Perlhühnchen lobte strahlend: «Das schmeckt wie zuhause!»

Dienstag, 4. Dezember 2012

Kulinarischer Adventskalender: Kaminers Borschtsch


Ich freue mich sehr, dass ich dieses Jahr beim kulinarischen Adventskalender von Zorra mitmachen darf (unbedingt reingucken, denn es gibt auch ganz viele tolle Gschänkli zu gewinnen). Die grosse Schlemmerei geht ja am 24. Dezember los, da darf es vorher in der Adventszeit ruhig ein bisschen einfacher zu und her gehen. Als Eintopf- und Suppenfan lade ich euch deshalb zu einem Topf Suppe mit Geschichte ein. Geschichten sind in der Adventszeit auch immer gut, gell. Die hier ist zwar nicht weihnachtlich, passt aber gut zum Eintopf:

«Wer holt ihn vom Flughafen ab?», lautete die Frage während der Krimitage im Jahr 2006. Ich war damals OK-Mitglied und jahrelang verantwortlich für das Krimirestaurant und die Bar. Er, den man am Flughafen abholen sollte, war Wladimir Kaminer, begleitet von Yuriy Gurzhi. «Russendisko» war angesagt während der Krimitage. Und weil «meine» Krimikneipe erst abends öffnete, Kaminer und Yuriy am späten Nachmittag ankommen sollten, hatte man mich nach Zürich an den Flughafen geschickt. Eigentlich wäre ich ja gerne mit einem «Mafia-Mercedes» mit abgedunkelten Scheiben über die Autobahn gedonnert. Leider nein, nur ein gewöhnlicher VW-Golf stand zur Verfügung. Der Flug aus Berlin hatte mehr als eine Dreiviertelstunde Verspätung. Endlich landete der Flieger, ich hab die beiden Herren gepackt, in den Golf gesetzt und bin Richtung Heimat gehetzt. Die Zeit wurde drum langsam knapp. Yuriy hinten auf der Rückbank sog bei einigen Überholmanövern hörbar die Luft durch die Zähne. Wäre der Golf ein Mercedes gewesen, der Yuriy hätte nicht mal was von der Geschwindigkeit bemerkt. Und ich dachte immer, die Russen seien hart im Nehmen... ;-)
Abends in der Russendisko - Kaminer las aus seinem neusten Buch, Yuriy legte anschliessend Musik auf - floss der Wodka in Strömen. Damit uns die Gäste nicht aus den Schuhen kippten - he ja, so ein Berner ist halt schon weniger geeicht als ein Russe - legten wir einen guten Boden mit einer nahrhaften Suppe: Borschtsch. Das Rezept stammt aus «Küche totalitär - Das Kochbuch des Sozialismus» von Wladimir und Olga Kaminer.

Rezept für 4 Personen
400 g Siedfleisch
(ich zusätzlich für die Fleischbrühe noch zwei Markknochen, 1/2 Zwiebel, 1 Karotte, 1 kleines Stück Lauch, zwei Selleriestangen, zwei Nelken und ein Lorbeerblatt)
4 festkochende Kartoffeln
400 g Weisskohl
1 grosse Rande (ich: 2)
100 g Tomatenmark
1 Bund Suppengrün (ich: 2 Karotten, 1 kleine Petersilienwurzel, 1 Stück Sellerie, den grünen Teil einer Lauchstange)
1 Zwiebel
20 g Schweinespeck (ich rohen, ungeräucherten Schweinebauch)
4 Knoblauchzehen
Bratbutter
1 Esslöffel Mehl
1 Lorbeerblatt
Salz, Pfeffer
1 kleiner Schluck Essig
ich: zusätzlich 1 Teelöffel Fenchelsamen
Schmand oder Sauerrahm
gehackte Petersilie (bei mir Blätter von Stangensellerie)

Das Siedfleisch und die Markknochen kalt abspülen. Die Knochen in kaltem Wasser aufsetzen, wenn es kocht, das Fleisch dazu geben sowie die Zutaten, die ich in Klammer für die Fleischbrühe angegeben habe. Brühe rund 1,5 Std. auf kleinem Feuer simmern lassen. Bloss nicht wie eine Wäsche kochen! Dann das Fleisch in eine kleine Schüssel legen und mit Brühe grad mal knapp bedecken. Die restliche Brühe entfetten und durch ein Sieb giessen. Suppengemüse wegschmeissen.
Der Teil hier mit der Rande ist nicht von Kaminer sondern von mir, resp. die Zubereitungsart von Robert von Lamiacucina: Während die Fleischsuppe kocht, eine der beiden Randen im Ofen garen: waschen, in einen Bratschlauch gegeben, Salz, Pfeffer und angestossene Fenchelsamen dazu. Bratschlauch verschliessen, eine kleine Ecke abschneiden und bei knapp 200 Grad ca. 1,5 h im Backofen garen.
Nun die Zwiebel hacken, die zweite Rande sowie sämtliche andern Gemüse (Suppengrün) in Würfel schneiden. In einem grossen Topf die Zwiebel in der Bratbutter andünsten, Randenwürfel, Karotten, Sellerie, Petersilienwurzel, den Lauch und das Tomatenmark dazu geben, mitdünsten, mit einem Esslöffel Mehl bestäuben. Den Essig und etwas Brühe hinzufügen und zum Kochen bringen. Ca. 15 Minuten leicht köcheln lassen. In der Zwischenzeit die Kartoffeln schälen und den Weisskohl in Stücke schneiden. Beides zur Suppe geben, auffüllen mit der restlichen Rindfleischbrühe. Lorbeerblatt, Salz und Pfeffer dazu und nochmals ca. 15 Minuten köcheln lassen. Den Schweinespeck in Würfel schneiden und den Koblauch fein hacken. Die Ofen-Rande schälen, Rande und Siedfleisch in Würfel schneiden und zusammen mit dem Speck und dem Knoblauch zur Suppe geben. Herd ausschalten und die Suppe 20 Minuten ziehen lassen.
Den Eintopf in tiefe Teller anrichten, mit einem Löffel Schmand oder Sauerrahm verfeinern und mit Petersilie bestreuen. 

Gern geschehen :-)

Montag, 3. Dezember 2012

Abendbrot italienisch - Cime di Rapa mit Brot und Käse


Bei mir hängt in der Küche ein Leinenbeutel, in dem sammle ich hartes Brot. Nicht für die Enten, sondern für Paniermehl. Gut, dass ich letztens noch auf Claudios Blog «Anonyme Köche» vorbeigeschaut habe, gerade bevor ich eigentlich das gesamte harte Brot zu Paniermehl schreddern wollte. Aus seiner ursprünglichen Heimat, den Abruzzen, stammt dieses Rezept.

Für 3 Personen
1 kg Cime di Rapa
hartes Brot
Olivenöl
ein paar Knoblauchzehen
1 Peperoncino, in Ringe geschnitten
Salz, Pfeffer
Pecorino (bei mir Sbrinz - der war grad noch im Kühlschrank)

In einer grossen Pfanne den in Scheiben geschnittenen Knoblauch und die Peperoncinoringli sanft anziehen. Cime di Rapa waschen und in ca. 2 bis 3 cm lange Stücke schneiden, noch nass in die Pfanne geben. Claudio bedeckt nun das Ganze knapp mit Wasser. Das habe ich nicht gemacht. Vom Waschen war da genug Wasser an den Blättern, so dass ich keine zusätzliche Flüssigkeit mehr brauchte. Jetzt das Ganze ca. 15 Minuten dünsten, dann salzen und pfeffern. Das harte Brot in Stücke teilen und zum Gemüse geben, ein bisschen reindrücken, damit sich das Brot mit dem Gemüsesud vollsäuft. Anrichten und Pecorino oder wie bei mir eben Sbrinz drüber hobeln.

Sonntag, 2. Dezember 2012

Der Adventskranz einer Foodbloggerin


Nachdem ich jahrelang üppige, barocke Adventskränze gemacht habe, wollten das Perlhühnchen und das Küken mal etwas Buntes, Irres. Altmodisch wie ich nun mal bin, habe ich mich erst dagegen gewehrt und schlussendlich doch nachgegeben. Eigentlich gefällt mir der Kranz jetzt doch ganz gut. Und nun kommt auch das Silberbesteck, das ich letztens für ein paar wenige Fränkli in der Brockenstube erstanden habe, zum Einsatz.

Samstag, 1. Dezember 2012

Gegrillte Aubergine


Das Jahr ist fast um, das Farbenkochbuch von Uwe fast fertig. Nun fehlt noch der letzte Monat mit der Unfarbe Schwarz. In weiser Voraussicht habe ich bereits im Sommer für den Winter vorgesorgt. Da ich Saisonküche betreibe, musste ich die Aubergine im Sommer kochen - naja, kochen ist ein bisschen übertrieben - weil mir im Winter keine Auberginen auf den Tisch kommen. Da bin ich altmodisch ;-)
Das heutige Rezept gibt nichts, aber auch gar nichts zu tun. Nicht mal eine dreckige Pfanne gibt es zum abspülen.

Pro Person
1 längliche Aubergine
Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle
frischer Oregano
Balsamico, Olivenöl

Aubergine waschen. Auf ein Kuchenblech eine Backfolie oder ein Stück Alufolie legen, Aubergine drauf, mit einem spitzen Messer ein paar Löcher in die Aubergine stechen. Blech in Ofen schieben und die Aubergine bei 180 Grad ca. 40 bis 60 Min. im Ofen garen. Auberginen auskühlen lassen, auf einen Teller legen, fächerförmig aufschneiden und ein bisschen auseinander drücken. Salz und Pfeffer drüberstreuen und mit Balsamico und Olivenöl beträufeln. Die abgezupften Oreganoblättchen auf der Aubergine verteilen. 
Für mich die schönste Art, eine Aubergine zu essen.

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