Samstag, 3. März 2012

Chindbetti-Züpfe

Morgen wird die Pfarrerstochter getauft. Meine Freundin darf das Tauf-Essen ausrichten und hat mich angefragt, ob ich ihr Züpfen liefern würde. Für die Chindbetti-Züpfe (Tauf-Züpfe, wie sie schon bei Jeremias Gotthelf in der Erzählung «Die Schwarze Spinne» vorkommt) bin ich extra zu «meinem» Müller nach Rüegsbach gefahren und habe dort feinstes Bio-Züpfe-Mehl (Weizen-Dinkel-Gemisch) geholt.

Rezept für 2 Zöpfe
1 kg Zopfmehl oder Weissmehl
3 Kaffeelöffel Salz
42 g Frischhefe mit 1 Espressolöffel Zucker, aufgelöst in 0,5 dl lauwarmem Wasser
120 g flüssige Butter
5,5 dl warme Milch
1 Eigelb mit wenig Rahm vermischt zum Bestreichen

Mehl in eine grosse Schüssel geben, in die Mitte eine Vertiefung formen, dort die aufgelöste Hefe reingiessen, mit wenig Mehl bedecken. Am Schüsselrand das Salz auf dem Mehl verteilen. Butter und Milch vermischen. Von der Mitte her die Hefe mit Mehl vermischen, dann Butter-Milch-Gemisch zufügen und einen Teig kneten. Wenn der Teig sich von der Schüssel löst, diesen aus der Schüssel nehmen und auf dem Tisch kräftig kneten, bis er nicht mehr an den Fingern klebt und schön glatt ist. Zurück in die Schüssel, mit einem sauberen Tuch bedecken und an einem warmen Ort ums Doppelte aufgehen lassen. Je nach Temperatur dauert das 1,5 bis 2 Stunden.

Teig aus der Schüssel nehmen und vierteln. Aus je zwei Teigstücken zwei gleich lange Stränge rollen, die in der Mitte verdickt sind. 

Stränge über Kreuz legen. So, und nun kommt die wichtigste Regel beim Zöpfeln mit zwei Strängen: Was einmal oben ist, bleibt oben, was einmal unten ist, bleibt unten. Immer, bis ans Ende des Zopfs! Ich packe also mit meiner rechten Hand den Strang, der hier rechts unten in der Ecke ist; gleichzeitig mit der linken Hand den Strang, der links oben in der Ecke ist. Nun fahre ich mit der linken Hand nach rechts unten und mit der rechten Hand nach links oben. Dabei liegt der Strang von der rechten Hand über dem Strang von der linken Hand - siehe nachfolgendes Bild:


Weiter geht's: Linke Hand nimmt den Strang in der linken untern Ecke, rechte Hand den in der obern rechten Ecke. Rechte Hand fährt nach links unten, linke Hand nach rechts oben. Dabei kommt der Strang von der linken Hand über dem Strang von der rechten Hand. Siehe nachfolgendes Bild:


Und so geht es dann weiter bis ans Ende der Stränge. Und immer dran denken, der Strang von rechts unten kommt immer über den Strang von dem links oben, der von links unten immer über den von rechts oben.

Am Schluss werden die Enden unter dem Zopf versteckt. Dann den Zopf auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech hieven und mit Eigelb bestreichen.


Entweder nach dem Bestreichen in den kalten Ofen schieben, Ofen einschalten auf 220 Grad und rund 40 Minuten backen. Oder den Zopf bei Zimmertemperatur nochmals 20 Minuten gehen lassen, in der Zeit den Ofen auf 220 Grad vorheizen und den Zopf dann etwa 30 Minuten backen. Gut gebacken ist er, wenn er hohl klingt, wenn man auf die Unterseite klopft.


Zöpfe sind in der Schweiz nicht süss. Sie werden anstelle von Brot gereicht, man isst dazu Käse, Wurst, Schinken und Speck, aber auch Butter und Marmelade. Ein Zopf oder eben eine Züpfe, wie der Emmentaler sagt, ist ein Sonntagsbrot. Bäcker und Supermarktbäckereien bieten den Zopf immer aufs Wochenende an. Aber wer was auf sich hält, macht die Züpfe selbst. In den Emmentaler Restaurants wird am Sonntag zum Essen statt Brot Züpfe gereicht.

16 Kommentare:

  1. hallo wilde Henne,
    Deine Chindbetti-Züpfe sehen wunderschön aus, akkurat geflochten.
    Vielen Dank für Deine Foto-Anleitung
    liebe Grüße

    Gaby

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  2. Wunderschön sind die!

    Ich bewundere immer unsere Schweizer Freunde beim Zopfbacken: die schlingen so schnell, so schnell kann ich gar nicht gucken - und das bevorzugt irgendwann kurz nach Mitternacht ;-)

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  3. Wunderschön!!! - zum Essen viel zu schade. Das sind ja richtige Kunstobjekte. Bei uns wird einfacher Hefezopf auch oft zum Frühstück gegessen - mit Butter und Marmelade o. Honig, der schmeckt auch noch wenn er schon ein paar Tagen alt ist.
    Einen schönen Sonntag wünscht Dir,
    Doris

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  4. Lach jetzt nicht, liebes Federvieh, aber ich sass eben vor dem PC mit zwei Geschenk-Kordeln in der Hand (was anderes fand ich in der Eile nicht)und habe probiert, Deine Zöpfel-Technik nachzumachen... und muss jetzt selber sooo lachen...

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  5. Flechten hin oder her: Die Oberfläche deines Teigs schaut perfekt aus. Respekt!

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  6. Hallo Wilde Henne

    Ich bin erst kürzlich auf deinen Blog gestossen (viaRobert) und was ich lese gefällt mir sehr.
    Deine Züpfe ist wirklich akkurat geflochten. Ich komm meistens aus dem Takt und dann gibt es Webfehler. Übrigens habe ich seit ca zwei Wochen ein neues Haustier-genannt Sauerteig. Selbst ausgebrütet und aufgepäppelt. Die Pflege ist völlig problemlos. Kein Ausmisten, nur ein bis zweimal im Monat füttern. Jetzt suche ich nur noch eine ähnliche Mühle im Kanton Thurgau und die Brotproduktion kann beginnen.
    Liebe Grüsse
    Maya

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    1. Liebe Maya
      Gibt es die Erlenmühle in Gossau SG noch? Vielleicht findest Du dort etwas. Sonst: ich backe sehr gerne mit dem Mehl von Landi, das aus der Mühle Winterthur kommt. Oder die Mühle Lehmann in Birmenstorf AG, aber das ist halt nicht im Thurgau.
      Gruss
      Bea Wyler

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  7. @Kegala
    Gelernt ist gelernt :-)
    @Petra
    Wenn man die Technik mal raus hat, dann geht das im Schlaf. Für die vier Zöpfe habe ich sicher keine zehn Minuten gebraucht.
    @Doris
    Nee, nix Kunst. Das können hier wirklich schon Kinder.
    @Tessinerli
    Sorry, aber klar musste ich lachen :-) Falls Du üben willst, mach das mit zwei diagonal aufgerollten Badetüchern. Geht besser als mit Geschenkbändern.
    @Heike
    In Sachen Desserts und sonstigen Backwaren bin ich echt ein Volldepp. Aber Brote und Zöpfe und so, das kann ich. Mein Grossvater war Bäcker/Konditor. Mein Vater und (fast) all seine Geschwister haben eine «süsse» Ausbildung. Bei mir scheint einfach das Teig-Gen durchgedrückt zu haben, das Dessert-Gen ging irgendwie total verschütt.
    @Maya
    Willkommen im Hühnerstall. Das Zöpflen ist wirlich reine Übungssache. Musst einfach nix dabei denken. Einfach Teigstränge rumwirbeln wie blöd. Irgendwie geht das dann schon ;-)

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  8. Ja, was soll man da noch sagen, fantastisch sehen sie aus Deine Zöpfe. Wirklich perfekt. Die Form gefällt mir, mit dem dicken Knubbel am Ende.
    Grüßle

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  9. Zopf aus wenig gesüsstem Teig kenne ich auch, als "Frühstücksbrot", und ich esse ihn gerade , gekauft.
    Und Deiner ist viel schöner (vierteilig!) geflochten, das werde ich bald einmal ausprobieren. Die Badetücher liegen schon bereit...

    Twocents

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  10. WoW sieht der Zapfen toll aus, der ist Dir ganz wunderbar gelungen.

    Lg Kerstin

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  11. Coucouroucou wilde Henne
    stell dir vor seit dem 1. Januar 2012 habe ich es jedes Wochenende geschafft einen Sonntagszopf zu backen...
    Wenn ich den Zopf aus dem Ofen ziehe habe ich jeweils das tolle Gefühl ein Supppperweib zu sein....
    Aber das sind wir Zopfbackerinnen ja auch... Zopfbacken steht für mich als höchstes Prädikat der Schweizer Hausfrau ; )))
    Das Dumme ist, dass ich nun zwar Zöpfe backe, aber keine Schweizer Hausfrau mehr bin...
    ♥-liche Grüsse Smilla

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  12. @Sybille
    Letztens habe ich mich mit meinem Chef darüber unterhalten, welches Ende vom Zopf man als erstes anschneidet. Wir haben es noch nicht zu Ende diskutiert ;-)
    @Twocents
    Viel Vergnügen beim Zöpflen. Und es übt sich wirklich leichter mit den Badetüchern als mit dem Teig. Denn den Teig wieder aufdribbeln, wenn man falsch gezöpfelt hat, das kriegt man fast nicht mehr hin.
    @Kerstin
    Merci :-)
    @Smilla
    Wow, Du Superweib, Du bist echt gut. Du kriegst von mir den Hausfrauenorden ;-)

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  13. Vielen dank für die guten Anweisungen. Ich habe immer grosse Mühe beim Flechten; aber diese Anleitung ergibt echt Sinn. Danke! :)

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  14. @Anonym
    Gern geschehen - viel Spass beim Zöpfeln. :-)

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