Dienstag, 21. August 2012

Lapin à la moutarde


Lange Zeit kam bei uns kein Kaninchenfleisch mehr auf den Tisch. Dies, weil das Küken zwei Karnickel als Haustiere hielt - also draussen, nicht in der Wohnung. Ich war mit den Kaninchen nur unter der Bedingung einverstanden, dass ich damit nichts zu tun habe. Ich füttere nicht, ich miste keinen Stall, ich trage die Tiere nicht in den Auslauf, ich organisiere keinen Karnickelsitter, wenn wir in die Ferien fahren. Nichts, gar nichts. Und sollte ich nur ein einziges Mal dafür sorgen müssen, dass die Tiere frisches Wasser oder Futter kriegen, dann gibt es sie am Sonntag mit Kartoffelstock und Erbsen und Karotten und viel Sauce... so meine Aussage, mit der ich alles versemmelt hatte. Seither isst das Küken kein Karnickelfleisch mehr.
Die beiden Karnickel haben wir nicht mehr. Nicht, weil das Küken nicht gut geschaut hätte. Nein, der eine hatte eines Tages einen Herzstillstand. Daraufhin war der andere dermassen traurig, dass wir ihn zu Freunden gegeben haben, die auf einem Bauernhof leben und ganz viele - bereits ältere - Kaninchen haben. Dort hat der Hoppel jetzt viele Freunde und kann draussen rumtoben.
Nun hat mich letztens dermassen die Fleischeslust überfallen, dass ich am Samstag ein Kaninchen erstanden habe. Das Rezept hatte ich meiner Mutter abgeluchst - als meine Eltern noch in der Provence gelebt hatten, wurden wir ab und an mit so einem Oliven-Senf-Karnickel beglückt.
Heute gab es das Kaninchen zum Mittagessen. Dummerweise hatte ich nicht dran gedacht, dass der Junghahn heute ja in die Landschulwoche fährt. Und das Perlhühnchen ist derzeit in Hamburg, also ein Karnickel fürs Küken und mich. Tja, und dass das Küken noch immer jegliches Kaninchenfleisch verweigert, damit hatte ich nun auch nicht gerechnet. Also ein ganzer Karnickel für mich alleine.

Rezept
1 Kaninchen in 8 Teile zerlegt
2 Knoblauchzehen
200 g schwarze Oliven
Salz, schwarzer Pfeffer (Vorsicht mit Salz - siehe Text)
1 Dessertlöffel abgezupfte Thymianblättchen
Dijonsenf
2 dl Weisswein
2 dl Hühnerbrühe (ich hatte Gemüsebrühe)
4 Esslöffel Crème fraîche
Olivenöl zum Anbraten

Knoblauch fein hacken (nicht pressen), Oliven entsteinen und in Streifen schneiden. Gemäss dem Rezept soll man jetzt den Karnickel vor dem Anbraten salzen. Ich hab das nicht gemacht. In meinem Gericht ist kein Krümel Salz drin, die Oliven und der Senf sind genug salzig, mehr wäre wirklich zu viel. Also, in einem Gusseisentopf die Kaninchenteile portionenweise anbraten. Herausnehmen und die Fleischteile grosszügig mit Senf einschmieren. Im Bratensatz auf kleinem Feuer den Knoblauch andünsten. Die Olivenstreifen beifügen und kurz mitdünsten. Jetzt die Fleischstücke wieder in den Topf zurück, mit dem Thymian bestreuen, pfeffern und mit Weisswein ablöschen. Etwa die Hälfte der Brühe beifügen. Alles auf kleinem Feuer etwa eineinhalb Stunden zugedeckt schmoren lassen. Von Zeit zu Zeit kontrollieren, ob noch genug Flüssigkeit vorhanden ist, evtl. Brühe nachgiessen. Vor dem Servieren die Crème fraîche in die Sauce einrühren und evtl. mit Senf abschmecken. Ich habe die Sauce noch ein bisschen mit Beurre manié abgebunden, bevor ich die Crème fraîche eingerührt habe.
Bei uns gab es dazu Bratkartoffeln und die Krautstiele vom Nachbar Hans (die Blätter davon sind am Sonntag ja in die Tarte gewandert).

10 Kommentare:

  1. Hallo Wildhendl, das ist fein, ich liebe solche Rezepte - mein Kaninchen nach Siebeck ist so ähnlich, nur dass er Estragon und Schlagobers statt Thymian und Creme fraiche nimmt, das werd ich zum Vergleich das nächste Mal probieren! (ich hab das Kaninchen für einen Kaninchenverweigerer in der Familie auch schon mal durch Hühnchenteile ersetzt)

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  2. ich kann es nicht, ich kann es nicht, ich kann es einfach nicht. Essen. Bei Hase wird mir schon vom Geruch schlecht, bei Kaninchen rede ich mich nur auf Konditionierung durch Schnuffi, Krönchen, Gunther und Pauline heraus. Solche Gerichte werden daher von mir (nicht) mit Huhn nachgekocht. :)

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  3. Mh, ich mag das, hab gerade letztens gesagt, dass es schon lange kein Kaninchen mehr gab ;-)
    Da merk ich mir das doch gleich mal vor, Senf geht bei mir auch immer!

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  4. Kaninchen war einst ein beliebter Lottomatchpreis. Immer mit Pfoten, damit der Gewinner sicher war, dass man im keinen Dachhasen unterjubelte. Ich habe es noch nie gewagt, Kaninchen zu kochen. Aber jetzt....

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  5. Ich schlage mich auf die Seite Deines Kükens!

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  6. das würde uns Selawie nicht erlauben. Wir nehmen Kalb. Und wenns dann trotzdem mal unausweichlich wird, wundere ich mich, wie gut Kaninchen schmeckt.

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  7. @Küchenschabe
    Glaub mir, ich hab ja das Rezept von meiner Mutter gekriegt und mir noch so gedacht: «Hmmmm, Estragon könnte da drin auch lecker sein!» Den Estragon habe ich aus dem einzigen Grund weggelassen, weil ich das Originalrezept verbloggen wollte. Ich glaub, nächstes Mal probier ichs aus mit Estragon.
    @Astrid
    Also wenn ich die Kommentare anguck, steht es jetzt 2,5:3,5 (Robert ist zwiespältig). Bei Dir hätte ich eher getippt, dass Du bezüglich Fleisch alles isst... naja, also Hund natürlich nicht, aber sonst... ;-)
    @Britta
    Wenn Du es nachkochst, nimm Dijon-Senf. Alles andere ist Schwachmatenzeugs. Nur mehlig und so und wenig Geschmack.
    @Martin
    Also entweder Pfoten oder Kopf noch dran - jepp, das kenn ich auch. Wir hatten - als ich Kind war - einen Nachbarn, der hatte Karnickel. Da haben wir immer zugeschaut, wie der am Samstag Nachmittag geschlachtet hat. Der hätte meiner Mutter nie einen Karnickel ohne Kopf über den vorhandenen Zaun gereicht. Der Kopf war Ehrensache und Vertrauensbeweis.
    @Elsässerli
    Echt, Du weisst nicht, was Dir entgeht!
    @Robert
    Vielleicht sollte Selawie an einem lauen Abend besser auf der Küchenfensterbank sitzen und den Spatzen draussen zuschauen... Lass ein Rüebli vor dem Fenster baumeln, dann guckt er nicht, was Du in die Töpfe schmeisst. ;-)
    Ansonsten würde ich eher Huhn als Kalb empfehlen.

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  8. Für sowas sowieso nur Dijonsenf :-) am liebsten von Fallot!

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  9. ok, ich oute mich ebenfalls als Kaninchen Liebhaber und ein Rezept wie Deines mit Senf tönt auf jeden Fall nachkochenswert.
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

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  10. @Britta
    Ohne Dijonsenf wäre die Küche ärmer ;-)
    @Andy
    Musst Du unbedingt ausprobieren - aber schön langsam schmurgeln, gell. Dann wird der Karnickel nämlich butterzart und überhaupt nicht trocken.

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