Torte gehört zu Sonntag wie Sonntag zu Torte. In Deutschland zumindest. In der Schweiz ist das nicht so. Also ich zumindest bin quasi ohne Torten und Kuchen aufgewachsen - und das bitteschön mit einem Vater, der ursprünglich Pâtissier und einem Grossvater, der Bäcker-Konditor mit eigenem Geschäft und Tea-Room war. Und der Rest der väterlichen Verwandtschaft (die Geschwister meines Vaters) hatten alle auch eine süsse Ausbildung. Als ich Kind war, hatte mein Vater sehr oft Torten produziert: Für Freunde zum Geburtstag, für den Schützenverein, in dem er Mitglied war, für irgendwelche Bekannte zum Hochzeitstag... mehrstöckige, cremegefüllte Wahnsinnsgebilde, aufwändig mit selbstgemachten Marzipanröschen verziert (Fondantmasse, wie man sie heute kennt, gab es damals noch nicht), meist mit einer Marzipan-Banderole versehen, die mit Schokolade in gotischer Schrift beschriftet war.
Zu meinem zweiten Geburtstag gab es eine Schwarzwälder Torte (ohne Kirsch für die Kinder) und dann erst wieder eine zu meinem zwanzigsten Purzel. Die Jahre dazwischen gab es zwar schon immer einen Kuchen... aber nie eine Torte. Meine Mutter schmiss jeweils ein Cake in den Ofen oder sowas ähnliches... das war zwar oke, aber diese creme- oder sahnegefüllten Torten waren halt schon was Besonderes.
Mini-Henne am 2. Geburtstag mit Schwarzwälder Torte
Letzte Woche postete Jens von Gekleckert eine Doppel-Moppel-Donauwellentorte. Das muss man sich mal vorstellen. Eine Donauwelle an sich ist ja schon etwas wahnsinnig Leckeres. Aber das Ganze dann doppelstöckig... da setzte bei mir Schnappatmung ein. Produziert hat diesen Traum die Frau Jens, also dem Jensen seine Freundin. Meine Hochachtung ist ihr gewiss. Vor allem, nachdem ich nun am Freitag Abend und Samstag Vormittag versucht habe, dieses Gebilde nachzubauen.
Grundsätzlich: das Rezept ist super. Alles haarklein beschrieben. Eigentlich kann da nichts schief gehen. Ausser wenn Frau Henne dann findet, dass sie statt gekauftem Pudding lieber selber einen Pudding macht. Ne, auch das war eigentlich noch in Ordnung. Aber dann bei der Vermischung von Butter und Pudding zu einer Buttercrème habe ich eben geschusselt. Statt löffelweise Pudding in die weiche Butter zu rühren, habe ich dummerweise die weiche Butter als Ganzes in den Pudding geschmissen. Leider gab das dann keine Buttercrème sondern so ein bisschen was Komisches, also irgendwie eine Crème mit Butterstückchen drin. Somit wurde das Ganze dann auch nicht so richtig schön fest über Nacht. Tja... von aussen sieht das Tortenhochhaus eigentlich ganz nett aus, aber eben, innen fehlt irgendwie eine mind. Dreizentimeterschicht Buttercrème.
Des weiteren gibt es in der Schweiz nicht diese wunderbar grossen Sauerkirschen. Unsere hier sind so miniminiwinzwinzkleine Dingerchen. Grad mal so gross wie mein kleiner Fingernagel. Irgendwie sind die in der ganzen Torte irgendwo abgesoffen. Schmecken tut man sie, aber sehen... Ihr seht, ich habe da noch Verbesserungspotenzial.
Rezept für eine Springform von 18 cm Durchmesser1 großes Glas Sauerkirschen (~750 ml)
250 g + 80 g weiche Butter
250 g Mehl
225 g Zucker
1 Prise Salz
4 Eier
2 Teelöffel Backpulver
1 Esslöffel Kakao
1 großer Becher Vanillepudding à 300ml (ich: 300 ml selbstgemachter Pudding, Rezept siehe unten)
50 g + 75 g + 200 g dunkle Schokolade
Pudding
1/2 l Milch
3 Esslöffel Maisstärke
2,5 Esslöffel Zucker
ausgekratztes Mark einer Vanilleschote
2 Eigelb
Während die Kirschen abtropfen, Springform ausbuttern und leicht mehlen. Backofen vorheizen auf 175 Grad.
250 g Butter, 225 g Zucker und das Salz schaumig rühren, dann ein Ei nach dem andern unterrühren. Backpulver mit dem Mehl vermischen und unter den Teig heben. Die Hälfte des Teiges in eine andere Schüssel geben und beiseite stellen.
50 g Schoggi im Wasserbad schmelzen und zusammen mit dem Kakao unter die eine Hälfte des Teiges rühren.
Die Hälfte des hellen Teiges in die Springform geben und glatt streichen, obendrauf die Hälfte des Schoggiteiges schmieren. Die Hälfte der Kirschen durch den dunklen Teig bis fast nach unten durch den hellen Taig drücken. Den Kuchen ca. 35 Minuten im Ofen backen, aus der Springform nehmen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.
Springform auswaschen und mit den restlichen Zutaten ein zweites Bisquit analog des Ersten herstellen. Wer zwei Formen hat, kann die Böden auch gleichzeitig backen.
Für den selbstgemachten Pudding alle Zutaten bis und mit Vanillemark mit einem Schneebesen gut verrühren, aufkochen lassen, Topf vom Herd nehmen und die Eigelb einrühren. Topf wieder auf den Herd, rühren, bis die Masse anfängt zu stocken. Den Pudding sofort in eine kalte Schüssel giessen und schnellstmöglich runterkühlen, dazu Schüssel in kaltes Wasser stellen, alle fünf Minuten mit dem Schneebesen gut durchrühren, bis der Pudding Zimmertemperatur hat.
Für die Buttercreme 80 g Butter mit 3 dl von dem Vanillepudding verrühren bis sich beides verbunden hat und die Masse glänzt, sollte dies nicht der Fall sein, kann man die Creme über einem Wasserbad auf ganz niedriger Temperatur zu einer homogenen Masse verrühren. Danach wieder abkühlen lassen bzw kühl stellen.
Hier noch eine Anmerkung meinerseits: ich würde die zimmerwarme Butter mit dem Schneebesen glatt rühren, dann löffelweise Pudding dazu geben, immer gut rühren, damit sich der Pudding und die Butter gut vermischen.
Einen der abgekühlten Böden in einen Tortenring legen und den Ring fest auf die Größe anpassen. Die Hälfte der Buttercreme auf dem Boden gleichmäßig verstreichen. 75 g Schokolade über dem Wasserbad schmelzen, kurz abkühlen lassen und über der Buttercreme verteilen. Auskühlen lassen. Nun den Rest der Buttercreme auf der Schokoschicht verstreichen und den zweiten Boden aufsetzen (mit der glatten Seite nach oben). Andrücken und über Nacht im Ring in den Kühlschrank stellen.
Tags drauf 200 g Schoggi im Wasserbad schmelzen. Den Kuchen aus dem Ring lösen und mit der Schokolade dünn aber deckend überziehen. Auskühlen lassen.
Ganz zum Schluss verrate ich euch noch, dass ich für diese Torte geschlagene 6 Stunden in der Küche stand. Aber ich bin kein Massstab, ich bin überzeugt, dass die Frau Jensen das in der halben Zeit hingekriegt hat.
liebes Hühnchen, meine Bewunderung ist Dir gewiss ob dieser Leistung. Das soll Dir mal einer unter 6 Stunden nachmachen ;-)
AntwortenLöschenAber was ist los??? Du backst Kuchen? Wer hat Geburtstag?
Sieht doch super aus. Hoffe es hat auch mindestens so gut geschmeckt. Ich hätte auf jeden Fall grad wieder größte Lust auf so ein Stück. Mal sehen was meine Freundin da für mich tun kann ;)
AntwortenLöschenHauptsache, sie schmeckt und von außen sieht sie doch traumhaft aus! Es ist lustig, dass man dich mit zwei schon erkennt, der gleiche Blick wie auf deinem Profilbild ;-) Und sechs Stunden sind doch nicht viel für eine Torte (wir haben gestern Abend gut drei Stunden Bananenkaramell-Macarons gemacht, Schalen aufgerissen, Creme ungenießbar, alles für die Tonne... shit happens :-)).
AntwortenLöschenaber edel sieht sie aus! Respekt! =)
AntwortenLöschenliebe Grüße
shira
Die Torte sieht wunderschön aus!
AntwortenLöschenUnd ich glaube, die kleinen (dunklen) Sauerkirschen haben ein viel intensiveres Aroma als die großen (helleren), es ist wohl auch ein andere Sorte. Sei froh, dass Du die in der Schweiz findest, ich suche hier immer lange (und meist vergeblich) danach!
twocents
Gruezi Henne,
AntwortenLöschenIch freu mich sehr, dass dir mis Rezept gfalle hätt. Deswege erscht emal ganz liebi Grüeß id Heimat. Au ich bin idr Schwiiz ehnder ohni selbergmachti Turte ufgwachse. Es isch meh im Migros poschtet worde. Dabih isch selber gmacht so vill feiner.
Für dini Buttercreme gits no en chline trick. Mir isch au scho mengisch nöd glunge Pudding und Butter recht zu einere schöne gschmeidige Creme zverwandle. Sött es sich nöd recht verbinde, eifach d Creme in a Edelstahl Schüssle umfülle und über em Wasserbad mit wenig Temperatur ufschla. Butter wird liecht flüssig und verbindet sich super mitem Pudding. Creme fangt dänn au a liecht zglänze.
Was für ein Meisterwerk!
AntwortenLöschenIn meiner Kindheit war es umgekehrt - meine Mutter war die Tortenkönigin. Heute backt sie keine mehr; und ich....auch fast nie. Die Trägkeit. Der Standard ist Schwarzwälder zum Geburtstag, und Geburtstag ist ja nicht so oft....
Wow! Das ist ja eine riesige Torte! Torten backen tun ja bei mir die anderen. Aber die Idee aus einer Donauwelle eine Torte zu machen ist schon genial. Ich hätte da nur Bedenken gehabt wegen dem Gewicht. Dass sie plötzlich in der Mitte zusammensackt. Ende gut alles gut. Nach 6 Stunden Küche kann sich Deine Torte wirklich sehen lassen. Die Blüten sind ja ein echter Hingucker und machen sich sehr gut darauf.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Anna
Ich hab den ganzen Sonntag gekocht - dann ganz viel gegessen. Aber von dieser wundervollen Torte würde noch ein Stück hineinpassen.
AntwortenLöschenMhmm, sieht die lecker aus!
Toettchen
boah, Deine Torte sieht grandios aus, Donauwellen habe ich bis jetzt erst einmal gemacht.
AntwortenLöschenAn Schwarzwälder, obwohl ich ja ein Schwarzwaldmädel bin, da habe ich mich, bis jetzt, noch nicht drangewagt
liebe Grüße
@Tessinerli
AntwortenLöschenIch bastle die Torte nochmals - Ziel ist 4 Stunden, eine weniger grosse Sauerei in der Küche und mindestens 4 cm standfeste Crème in der Torte ;-)
@Jens
Sie hat toll geschmeckt - einzig das mit der Crème hat mich gefuchst, aber das lag nicht am Rezept sondern an mir.
@Kochpoetin
Das mit dem Bild ist mir nicht aufgefallen. Aber wenn ich mein Fotoalbum so durchsehe... stimmt, ich guck fast überall so ;-)
Ojee, das mit den Macarons ist ja richtig Mist. Aufgerissene Schalen ist ja noch eins, aber wenn die Crème dann auch noch Sch... schmeckt. Ärgerlich.
Shira-hime
Jepp, mit dem Optischen war ich sehr zufrieden, mit dem Geschmack ebenfalls - und das mit der Crème kriege ich das nächste Mal auch hin.
@Twocents
Also ehrlich gesagt, ich finde die Grossen besser, viel besser. Das nächste mal lasse ich mir zwei, drei Gläser vom Junghühnervater aus Deutschland mitbringen.
@Frau Jens
Ohh, Du bisch Schwizerin?! Und chasch söttigi urdütschi Turte bache? Îg ha vier Jahr ir Nechi vo Nürnbärg gwohnt und ha in dere Zyt ussert äme dusslige Geburi-Cake für d'Ching zum Geburi nid glehrt Turte z'baschtle. Die Gschicht mit de Turte hani ersch jetz dür d'Bloggerei entdeckt. Wo hescht Du das de glehrt?
@Magentratzerl
Schwarzwälder steht mir noch bevor. Ich müsste da mal zu meinem Vater in einen Kurs... ;-)
@Anna-Purna
Riesig? Nene, das sieht nur so aus. Durchmesser ist nur 18 cm, klar, hoch ist sie schon geworden - aber das nennt man «verdichtete Bauweise» ;-)
@Toettchen
Für Dich hat es noch ein Stück :-)
@Kegala
Die Schwarzwäldertorte steht mir eben auch noch bevor... aber das ist eher etwas für den Winter. Jetzt wo es - hoffentlich - Sommer wird, wird das mit den Schoggispänen drum ein bisschen schwierig.
Der Trend geht zum Doppelkuchen ;-). Und dann ausgerechnet doppelte Donauwelle, die esse ich so gern. Lieben Gruß!
AntwortenLöschen@Lebonheurgouteux
AntwortenLöschenEinmal Arbeit, doppelter Genuss oder so... ;-)